Unzählige haben sich am Freitag abend über das Aussetzen der Elektrizität geärgert. Es gab aber auch andere, die die Sache mit Humor aufzufassen wußten, und einer von diesen stellt mir solgenden allerliebsten Brief zur Verfügung, den er an die „Liebe Elektrizität“ geschrieben hat und der unverändert hier Platz finden soll:
„Liebe Elektrizität! Obwohl Du ja unsere gute Freundin bist und sehr viel Menschen mit Licht und Krafft versiehst, ja sogar manchem Kranken Linderung und Heilung besorgst, kan ich es doch nicht unterlassen, Dir liebe Freundin einmal die Warheit zu sagen. Bitte nimm es mir nicht für Übel, denn ich habe Dich wirklich sehr gern. Aber einmal muß es Dir doch beigebracht werden was die Leute Alles von Dir sagen.
Liebe Elektrizitäty! Man sagt Du seiest fallch. Du bist nicht überal gleich. Denn stellenweise hast Du so viel Energie, daß wenn Dir ein unberufener sich nähert oder einer zu leichtsinnig mit Dir umgeht, Du ihn mit Brandwunden bedekst und mitunter nicht eher nachläßt, bis er Tod zu Deinen Füßen liegt. An anderen Stellen bist Du weniger gefährlich und läßt Du Deine Vorwitzigen mit dem bloßen Schrecken laufen.
Ganz anders ist es jedoch liebe Freundin bei denen Du Deine Krafft für Industrie und Beleuchtung hergiebst. Du ziehst Dich erst langsam zurück und auf einmal versagst Du ganz. Oh wie schrecklich wenn in vollem Gange auf einmal der ganze Betrieb steht. Der Meister flucht. Die Gesellen vergessen in der Aufregung die Motore abzustellen und wenn Du plötzlich mit Deiner ganzen Krafft wieder hineinspringst gehen den Leuten die Sicherungen kaput und osstmals leiden die Motoren auch Schaden.
Bei all Deiner Unpäßlichkeit machst Du trotzdem verschiedenen eine kleine Freude, Manches liebe Pärchen hat jetzt Gelegenheit zu einem innigen Kuß.
Liebe Elektrizitäty, denke aber auch ein bischen an die Mehrzahl. Mache das es nicht gar zu offt vorkommt und sorge doch, daß wir wenigstens mit Deiner Hilfe unsere Arbeit erledigen können. Denke auch an die vielen Geschäftshäuser und wie traurig wenn in den Straßen alles dunkel ist.
Du mußt Dich ja bald vor Dir selber schämen, so offt mit uns den Narren zu machen. Also sei so gut und sei wieder hübsch brav, dann sind wir auch wieder alle froh mit Dir.
Besten Gruß! Dein Freund K. S.“