Original

9. Januar 1925

Sie sagten, liebe Freundin, es sei zu dumm, daß man von allen Liedern immer nur die erste Strophe, wenn nicht gar nur die erste Zeile auswendig weiß und vom Rest meist keine Ahnung hat. Selbst von unsern zwei Nationaliedern, dem zahmen und dem weniger zahmen, kennen wir nur die ersten und die letzten Verse. Sie sprachen damals speziell von dem alten Volksliedchen über die lustigen Weiber von Arlon und wollten wissen, ob die Strophe, die alle Welt kennt, eine Fortsetzung hat.

Sie wußten nicht, was Sie damit heraufbeschworen. Auf Ihre Verantwortung hin will ich Ihren Wunsch erfüllen und das ganze Lied hier abdrucken. Aber machen Sie mir nachher keine Vorwürfe.

Also:

„Zu Arel op der Knippchen - Do sin de’ Weiber fro’ - Se drenke gier eng Schlippchen - Eng drenkt der aner zo’ - Berelenk denk direlirelenk, - Berelenk denk direlirelenk - Eng drengt der aner zo-o-o’ - Eng drenkt der aner zo’.

Et so’ßen drei Gefuedeschen - Am Wirtshaus bis an d’Nuecht - Mat hirem Parlatintchen - An dronken eng Mos or uecht. - Verelenk rc.

De’ eng hölt hire Mantel - A schleicht verbuergen heem; - Sie geet an ’t Bett sich leen - Klot iwer Arm a Been. - Berelenk rc.

A we’ de Mann erheem ko’m - Frot hin: Wo’ aß mei Weib? - Sie leit am Bett do uewen - Huet we’h an enger Treip. - Berelenk rc.

De Mann de rennt ob dKuemer - Setzt sech bei ’t Bett ob d’Bank. - O du meng arme Frächen! - Wat fehlt der? Baß de krank? - Berelenk rc.

Ech hun elo ganz warem - Vum kale Bur gedronk; - Hätt ech eng Schäppchen Alen - Wär ech erem um Spronk. - Berelenk rc.

Gleich aß de Mann bekömmert: - „He Mod, schwenk du e Glas! - An huel de’ zönne Kännchen - An zaap vum beschte Faaß! - Berelenk rc.

Setz alles bei dat Feier - A maach et gliddeg heeß; - Donk Zocker dran a Geimer - Da könnte se an de Schweeß. - Berenk rc.

We’ sie de Wei gedronken - Dre’ht sie sech em a laacht: - Eso’ kann een de’ Männer - Beluxen, daß et kraacht! - Berelenk rc.

De Mann hätt dat solle wössen, - En hätt geholl e Scheit - Fir d’Röppen hier ze schmieren, - Dat wor de’ beschten Zeit. - Berelenk rc.

An der letzten Strophe merkt man, daß es sich um ein altes Lied handein muß, vielleicht gar aus der Zeit Molière’s, wo es nicht zu den Seltenheiten gehörte, daß der Mann sich durch Prügel der Frau gegenüber ins Recht zu setzen versuchte. Die Gesittung von heute schützt ihn vor solcher Sünde gegen die Ritterlichkeit. Aber die Essenz der Frauenseele dürfte durch den Fortschritt der Gesittung nicht berührt worden sein.

Wie! Sie protestieren! Sie würden nie und nimmer ....!

Nehmen Sie sich in acht. Wenn Sie für sich eine Ausnahme nachen wollen, kommen Sie in den Verdacht, eines Hauptingrediens des ewig Weiblichen zu ermangeln. Und vergessen Sie nicht: Mundus vult decipi .... Und mundus ist männlich.

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