Wenn etwas Bemerkenswertes zum ersten Mal geschieht, ist es wert, in die Zeitung zu kommen.
Niemand wird sagen, daß die Gründung eines Clubs Union Española in Luxemburg nichts Bemerkenswertes sei, zumal wenn dieser neugegründete Club morgen abend seinen ersten Ball im Metropol-Hotel gibt und Herr August Donnen dabei in einer neuen Schöpfung als Spanier auftritt.
Die Union Española besteht zurzeit aus 18 Spaniern und 40 luxemburger Ehrenmitgliedern.
Man durste sich eigentlich wundern, daß wir in Luxemburg nicht schon lang eine regelrecht organisierte spanische Kolonie hatten. Das Terrain dafür ist so günstig, wie nur möglich. Hatten wir doch in unserer Landesgeschichte nicht nur eine, sondern zwei spanische Zeiten, die reich an den wichtigsten Vorkommnissen waren. Die erste dauerte 178 Jahre, von 1506 bis 1684, die zweite von 1697 bis 1711, 13 Jahre. Im Lauf der ersten spanischen Herrschaft wurden zum Beispiel die Münsterabtei und die Lützelburg zerstört, das Dominikanerkloster, das im heutigen Wilhelm’schen Garten am Fuß des Bockfelsens lag, wurde eingeäschert, 1544 war es so kalt, daß der Wein in den Fässern fror, Grevenmacher und Echternach werden vom Marktgrafen Albrecht von Brandenburg durch Feuer und Schwert zerstört und gebrandschatzt, durch eine Pulverexplosion wird der größte Teil der Oberstadt in die Luft gesprengt, das Land wird durch die Pest entvölkert, die Philippstraße wird 1556 dem spanischen König Philipp II. zu Ehren angelegt, 1563 erbaut Graf Mansfeld in Clausen sein Schloß, 1572 wird das gesprengte Stadthaus (heutiges Großh. Palais) wieder aufgebaut, Holland fällt von Spanien ab, der Herr von Beffort, Gaspar de Heu, wird auf dem Fischmarkt wegen Hochverrats hingerichtet, 1602 verheeren holländische Einfalltruppen das Merschertal und verbrennen Weimerskirch und Weimershof, 1603 wird das Jesuitenkolleg in Luxemburg eröffnet, 1604 stirbt Mansfeld und fünf Jahre später wandern seine Schätze nach Brüssel und Madrid, 1613 beginnen die Jesuiten mit dem Bau der heutigen Kathedrale, 1624 wird der Grundstein zu der Kapuzinerkirche gelegt, in der sich heute das Stadttheater befindet, die Greuel des Dreißigjährigen Krieges suchen mit Hunger und Pest unser Land heim, das fast die Hälfte seiner Einwohner verliert (aus jener Zeit stammt die Einführung der noch heute bestehenden Pest- oder Adrianusprozession), Greven- macher und Echternach werden wiederholt heimgesucht, Mersch wird von Türenne in Asche gelegt, durch den Pyrenäischen Frieden verliert das Herzogtum Luxemburg seinen südlichen Teil (Diedenhofen, Montmedy, Carignan, Damvillers usw.) an Frankreich, schließlich nimmt Marschall Créquy nach einer dritten Belagerung Luxemburg ein und wir kommen 13 Jahre lang unter die erste französische Herrschaft, die dann durch die zweite spanische Herrschaft abgelöst wird, in die der spanische Erbfolgekrieg fällt. Es ergeht uns sehr schlecht, bis Philipp V. auf die Niederlande und uns verzichtet und im Frieden von Rastadt Frankreich dem Kaiser Karl VI. (als Herzog von Luxemburg Karl V.) den Besitz der Niederlande zugesteht.
Sehen Sie, was Spanien für eine Rolle in unserer Landesgeschichte spielt. Heute ist die spanische Herrschaft in Luxemburg milder, sie verkörpert sich in herrlichen Südfrüchten, köstlichen Weinen und den besten Korkstöpseln der Welt.
Wir haben für Spanien stets eine große Vorliebe gehabt. Wer hat nicht in seiner Jugend, wenn ihm verliebt zumute war, inbrünstig gesungen: Fern im Süd das schöne Spanien - Spanien ist mein Heimatland! Wer hat nicht ein Schloß oder mehrere in Spanien liegen? Ist nicht sogar unser Kochkäse ein Vermächtnis der Spanier aus dem 16. Jahrhundert? Denn in Spanien gibt es Kochkäse und er heißt dort Concajota, was Concachota ausgesprochen wird. Kommt uns nicht jeden Tag irgendetwas spanisch vor? Hausen nicht noch heute in unserm Land da und dort Spanier, deren Vorfahren in unserm parlamentarischen Leben eine Rolle spielten? Und der obgenannte August Donnen? War nicht sein Urahn ein echter spanischer Don? Als er Nachkommen bekam, bildeten sie eine Mehrzahl, und die luxemburgische Mehrzahl von Don ist doch Donnen, nicht wahr, Herr Dr. Platz?
Also ich wünsche der Union Española zu ihrem ersten Ball für morgen abend einen Bombenerfolg, all den schwarzäugigen Carmen und Carmencita und Dolores und Pillar die flottesten Tänzer, und die Union Española möge wachsen und gedeihen fort und fort.
Dann wird einmal der Tag kommen, wo sie sich nicht mehr mit einem Ball begnügen wird, sie wird einen Stierkampf, den ersten Stierkampf in Luxemburg veranstalten. Olél Es gibt hiet zurzeit so viele Stiere, die mit den Hörnern gepackt sein wollen, daß wir uns diese spanische Nationalgeste unbedingt aneignen müssen.