Eine der letzten Zeichnungen von Simon zeigt den jungen Künstler als Karikaturisten, der nicht nur durch groteske Verzerrungen, sondern auch durch überbetonte Charakterisierung wirken will.
Vor der Kirche stehen zwei Klatschbasen und hecheln in der Erwartung des Abläutens. Die eine redet, die andere hört zu. Das heißt, daß die eine redet, weiß man gewiß. Ob die andere zuhört, ist nicht so sicher. Wahrscheinlicher ist es, daß sie nur mit halbem Ohr hinhört. Die Worte der Nachbarin sind nur die Schlägel, die ihre eigene Trommel zum Wirbeln bringen. Sie fühlt sich zu allerhand Weiterungen angeregt, wälzt in Gedanken die Niedertracht, die sie ihrerseits aus sich herausspritzen wird, sobald die andere fertig ist.
Ihr Gesicht ist eine Biographie. Die bösen Augen, der gekniffene Mund, alle Züge wie gespannt in hinterhältigem Anlauf. Ein Blick davon verdirbt jeden Salat wie mit Scheidewasser.
Diese Frau verkörpert den böswilligen und bösartigen Klatsch, der aus mißleiteter Frauenanlage sproßt wie giftiges Gepilz aus Moorboden. Sie interessiert sich für alles und alle und mischt sich überall hinein. Sie fühlt sich berufen, mit einem großen Blaustift durchs Leben zu gehen und dick alle Fehler anzustreichen, die sie bei ihren Nächsten bemerkt. Nicht ihre eigenen, denn der Gedanke kommt ihr nicht, daß auch sie einmal im Fehler sein könnte.
Ihre umgestandene Mütterlichkeit ist zu essi@ Vorwitz vergoren. Die Gabe der raschen Re@ Begleiterscheinung dünnflüssiger Gedanken, @ zu Schwatzorgien, und da es unmöglich ist, @ Gutes über die Freundinnen, Bekannten u@ wandten zu sagen, wie in einen solchen @ Rucksack hineinginge, so wird eben Böses @ Und da das Böse sich ungleich rascher ausbre@ das Gute, so waten die Klatschbasen bald @ die Taille in Verleumdung.
Die krankhaft aufgeregte Phantasie macht a@ Mücke einen Elesanten, sieht hinter jede@ einen Räuber, hinter jedem Händedruck ein@ bruch, hinter jedem Blick ein Techtelmechtel. @ Dramen und Tragödien aus, wo gar nichts @ ist, kriecht nach Roßkäferart in jeder verd@ Vergangenheit herum, verhärtet jede aus @ gegriffene Vermutung zur Wirklichkeit und @ den ganzen Kreis ihres Seins und Wissens @ Sauerteig ihrer Bosheiten.
Ihre Linie geht von der Frau Bucholz von @ Stinde bis zu Gabrielle Jeannelot im „Sec@ Bernstein.
Sie ist nicht schlecht, Gott bewahre, sie @ gut, ist schöner Aufopferung und Hingabe @ wenn’s darauf ankommt. Aber sie bringt @ einmal nicht fertig, sich nur oder hauptsächlich @ eigenen Sachen zu kümmern, muß ihre Eisen @ Feuern haben, verbrennt sich dabei auch @ Finger, aber zieht daraus nie eine Lehre. @ nicht anders. Das nächste Mal, wenn sie @ Kirche die Nachbarin trifft, geht es mit @ Kräften wieder los.