Original

12. Februar 1925

Es ist schon um die Zeit, wo die Sportangler ihre Ruten firnissen, ihre Fliegen nachsehen, die Bestände ergänzen, sich um alles sorgen, was sie über sechs Wochen, zur Eröffnung der Forellenfischerei am 1. April, zur Hand haben müssen, um den Tag würdig zu begehen.

Sehen Sie, das ist eine der schönen Seiten der Sportfischerei, daß man daheim in seinen vier Wänden mit sich selber fachsimpeln kann. Es ist Schonzeit auf Hecht oder Forelle, aber Sie können an freien Abenden in Ihrer Kunst schwelgen, indem Sie an Ihrem Geräte herumbosseln. Der Paganini der Sportangel kann ein wenig sein eigener Stradivarius sein. Wie der Herr, so’s Gescherr.

Viel höher aber wird dieser Genuß am Fachsimpeln, wenn er mit Hilfe eines Buches oder einer Fachzeitung gewonnen wird. Jeder Sportangler wird sich mit innigem Behagen in die Lektüre von Büchern, wie die von Lord Grey oder Dr. Karl Heintz vertiefen. Und meinen Brüdern in Petro leiste ich sicher einen Dienst, wenn ich sie auf die neue Fachzeitung „Der Sportfischer“ aufmerksam mache, deren erste Nummer am 20. November 1924 in München erschienen ist. - „Der Sportfischer, Illustrierte Monatsschrift für die gesamte Sportfischerei, Schriftleiter Dr. Hanns Schindler, II. Vorsitzender des Schutzverbandes der Bayerischen Sportangler. München, Karlstraße 44.“

München? Sportfischer? Wo bleibt da der Dr. Heintz? Denn Sie müssen wissen, München war lange das Mekka der luxemburger Sportangler, die nach einer gediegenen Ausrüstung verlangten, und in diesem Mekka war Dr. Heintz der Prophet. Die Gläubigen ruhten nicht, bis sie wieder einen. Vorrat von Heintz-Blinkern für die Hechtfischerei liegen hatten, oder bis von Wieland die lang bestellte Heintz-Rute endlich eingetroffen war.

Und natürlich muß der Dr. Heintz dabei sein, wenn eine bayrische Zeitung für Sportfischerei herauskommt. Da, schlagen Sie das erste Blatt um, da steht ja schon sein Bild. „So hatte ich ihn mir vorgestellt!“ wird ein jeder denken. Er schaut so vergnügt drein, als ob er den Dreißigpfünder-Huchen, der auf dem Titelblatt abgebildet ist, selber in der Loisach gespinnert hätte, und als ob er sagen wollte: Kinder, regt Euch nicht auf, es geht noch besser!

Überhaupt sind wir da in vorzüglicher sportkameradschaftlicher Gesellschaft. Der Herausgeber Dr. Hanns Schindler schreibt in seinem Geleitwort:

„Ein Sport-Angler kann füglich jeder sein, der irgendwo eine Angelerlaubnis hat und vielleicht nur in seinem Urlaub ein paar Wochen mit mehr oder weniger Kunst angelt. Der Sport-Fischer dagegen ist der richtige Waidgeselle, der sein Wasserwild liebt und hegt, es gegen zwei-, vier- und mehrbeinige Feinde, gegen Bakterien und Krankheit, gegen schädliche chemische und mechanische Einflüsse, Beraubung seiner Unterschlüpfe und gegen die Gefahren, die die neue Zeit unseren Lieblingen gebracht hat, schützt und verteidigt, der weiß, für welche Fische sein Wasser am geeignetsten ist, wie und was und wieviel er einsetzen muß und wieviel er herausnehmen darf. Der wirkliche Sport-„Fischer“ muß oder soll wenigstens auch sonst alles wissen, was zur regelrechten Bewirtschaftung seiner Wildwasser gehört und soll darum auch mit Kahn, Garn und Reuse umgehen können, um das überflüssige Fischunkraut oder die großen Schadfische aus seinem Gewässer herauszubekommen, - Gründe genug also, daß der „Sportfischer“ über die Biologie der Fische, über Gewässerkunde, Fragen rechtlicher Natur und noch vieles andere ständig auf dem Laufenden der neuesten Forschungen gehalten wird.“

Es tut uns not, daß solche Stimmen auch unter uns laut werden, und daß der Fischereisport in unsern schönen Bächen und Flüssen allmählich aus dem Chaos von Raubbau und Fischdieberei und Verständnislosigkeit auf das Nivcau gehoben wird, auf dem er den Umständen nach stehen könnte.

Aus dem Inhalt des ersten Heftes ist zu ersehen, daß in richtiger Mischung belehrende, fischereitechnische, sportliche und unterhaltende Beiträge abwechseln. Dazu kommen die vortresflichen Illustrationen. Von großem Wert für unsere Sportangler ist der Anzeigenteil, der ihnen über günstige und zuverlässige Bezugsquellen Auskunft gibt. Und zum Schluß sei die neue Zeitschrift auch denjenigen amtlichen Stellen empfohlen, die von Staats wegen für die Bevölkerung unserer Fischwässer zu sorgen haben.

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KatalognummerBW-AK-013-2840