Original

26. April 1925

Die Münchener Monatsschrift für die gesamte Sportfischerei „Der Sportfischer“ (Verlag Dr. Hanns Schindler, München, Karlstraße 44) gibt ihre letzte Nummer als Dr. Karl Heintz-Heft heraus.

Es war hier wiederholt die Rede von dieser Fachzeitung und es wird auch wohl. so Gott will, noch später davon die Rede sein, weil wir daraus sehr viel lernen können und lernen müssen, bis die Unzähligen, die hierzuland den Angelsport ausüben, dies unter wirklich sportgerechten Umständen tun können.

Zunächst ist es für das Niveau, auf dem in Bayern die Sportfischerei steht, sehr bezeichnend, daß sich dafür Leute höchster Bildungsgrade einsetzen. Karl Heintz, der deutsche Izaak Walton, war Doktor seines Zeichens, der zweite Vorsitzende des Schutzverbandes Bayrischer Sportangler und Herausgeber des „Sportfischer“, Hanns Schindler, ist ebenfalls Doktor; Professoren, Leute aus den höchsten sozialen Stellungen wirken Seite an Seite mit dem Arbeiter, kleinen Beamten, dem Angehörigen aller Volkskreise an der Uebung des Sportes, dem Schutz der Fische und Fischer, der Verbesserung der Gesetzgebung, der Bekämpfung der Fischdieberei, der Neubevölkerung der Wasserufe usw. Daraus erklärt sich das systematische Vorgehen, das diese Bemühungen auszeichnet. Wir könnten hier - Verwaltung und Fischer - aus der Münchener Fachschrift unendlich viel lernen und jeder Interessent sollte von sich aus zur Verbreitung des „Sportfischer“ nach Kräften beitragen.

Die Dr. Karl-Heintz-Nummer, die im Umfang von 4 Seiten erscheint, enthält über Leben und sportliches Wirken des jüngst Verstorbenen ein äußerst interessantes Material, dem ein reicher Illustrationsschmuck beigegeben ist. Jeden Sportfischer wird es freuen, zu sehen, wie Dr. Heintz die Spinner- und Fliegenangel geworfen hat, von der Hand oder über die Hand, mit der Rolle oben oder unten, wie die schwersten Huchen aussahen, die er gelandet hat usw. Mit Andacht wird er sich in die fischereilichen Erinnerungen des Toten versenken, mit dem wohltuenden Eindruck, gutes Deutsch und kein Fischerlatein zu lesen. Von großer praktischer Bedeutung ist u. a. auch das Gedenkwort, das Jakob Wieland, der Angelvater, der vielen luxemburger Fischern schon vortreffliches Geräte geliefert hat, auf das Grab des Dr. Heintz niederlegt.

Da darin auch von dem bekannten Heintzblinker die Rede ist, so mag hier ein kurzes Geschichtchen stehen, in dem dieser treffliche Spinner eine Rolle spielt.

Der Held der Geschichte hatte in späten Jahren das Angeln gelernt und pflegte nach seinem ersten Hecht zu sagen, daß nicht er den Hecht, sondern daß der Hecht ihn gefangen hatte. So unwiderruflich war er der Fischerei verfallen.

Er hatte auf dem Hechtfang schon allerhand Löffelspinner versucht, als ihm ein Freund von der Trefflichkeit des Heintzblinkers vorschwärmte und er sich gleich ein Dutzend von Wieland verschrieb. Er hatte von einer bestimmten Stelle gehört, wo immer Hechte stehen sollten und rückte nun diesen zu Leib. Beim ersten Wurf kam er mit seinem Blinker an einem geheimnisvollen Hindernis in der Tiefe zu hängen und riß ab. Beim zweiten ging es ihm nicht besser. Statt durch Schaden klug zu werden, biß er die Zähne aufeinander und wurde dickköpfig. Fünf der kostbaren neuen Blinker hatte er der Tiefe geopfert, als er sich entschloß, Mittag zu machen.

Nach dem Picknick riet ihm sein Sohn, ein Schläfchen zu machen, aber gierig sprang er auf, machte einen neuen Spinner - den sechsten - an die Schnur und schwang ihn hinaus. Kaum hatte er hereinzuholen begonnen, als sich sein Gesicht verklärte und er seinem Jungen zurief: Diesmal hat’s aber geschnappt! Ungläubig blickte der aufs Wasser und sah tatsächlich erst die Schnur zickzack reisen, dann den Fisch sich aus dem grünen Wasser herauswälzen. Und da tat er folgenden herzlosen Ausspruch:

„Na ja, kein Wunder! Du hast sie ja den ganzen Vormittag mit Heintzblinkern angeködert!“

Was wollen Sie da machen!

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KatalognummerBW-AK-013-2900