Neulich traf ich mit einem meiner jungen Freunde vor dem Schaufenster einer großen Schreibmaterialienhandlung zusammen. Der Laden war bis hinten voll der modernsten Schreibtische, Bürostühle, Briefordner, Büchergestelle usw., und ganz vorn standen die Schreibmaschinen, eine verwirrende Auswahl, auf alle möglichen Zwecke eingerichtet.
Wir betrachteten mit großem Interesse die Auslage. Mitten unter den funkelnagelneuen Maschinen aller Marken stand auch eine niedliche Smith Premier mit einem Zettel: «Occasion, 300 frs.»
Mein junger Freund schien die Gelegenheit ernstlich ins Auge zu fassen, denn er stand wie gebannt, kam mit dem Gesicht immer näher an die Scheibe und machte keine Miene, weiterzugehen.
Endlich schlug er mir jovial auf die Schulter und sagte:
Na, das wäre sowas für Sie! Hätten Sie keine Lust dazu?
Schon. Aber ich habe bereits eine.
Ich weiß. Schon längere Zeit.
O ja, man gewöhnt sich so daran, daß man sie nicht mehr entbehren kann. Ich habe herausgefunden, daß die amerikanischen doch die besten sind.
So so, wußte ich nicht. Das heißt, ich habe darüber weiter nicht nachgedacht. Diese ist luxemburgisch.
Wieso. Die Marke ist doch englisch.
Ursprünglich vielleicht. Aber ich meine, durch den Gebrauch hat sie ihre Nationalität verloren. Sie war immer nur in den Händen von Luxemburgern.
O ja, das färbt auf die Dauer ab. Scheint übrigens sehr gut erhalten zu sein. Ein bißchen Aufmachung vielleicht.
O, im Grunde genommen ist sie noch relativ unverbraucht.
Und wirklich nicht zu teuer.
Nein, das kann man nicht sagen.
Wenn es nicht ist, wie in andern Fällen, wo der Anschaffungspreis relativ gering ist, aber die Unterhaltskosten arg ins Geld schlagen?
Ach nein, das kann man von dieser nicht behaupten.
Ich kenne die Marke nicht näher. Ist sie leicht zu handhaben?
Sie läßt sich um den Finger wickeln. Und sie hat einen großen Vorteil, man kann sie überallhin mitnehmen.
So, ich dächte, dazu sei sie ein wenig schwer.
Ach wo! Federgewicht. Ich kenne sie.
So so. Und Sie wollen Sie abstoßen?
Ich nicht. Seither ist sie schon durch andre Hände gegangen.
Und warum haben Sie sie nicht behalten?
Ei, mich verlangte nach Abwechslung. Aber nun krieg ich wahrhaftig Lust, es wieder mit ihr zu versuchen. Sehen Sie nur, wie die Zara lacht, mit all ihren Zähnen und den mutwilligen Augen. Da soll einer widerstehen!
Ich folgte seinem Blick. Da saß im Hintergrund des Ladens ein entzückendes Typmädel, das uns mit spitzbübischem Lächeln wahrscheinlich schon die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Hören Sie, junger Mann,“ sagte ich, „wenn Sie sich wieder eine Schreibmaschine aussuchen wollen, so lassen Sie mich bitte aus dem Spiel!“
Am vergangenen Sonntag war er mit seiner wiedergefundenen Smith Premier zum Picknick auf Schloß Bourscheid.