Irgendwo im Buch Mose 1 und 2 steht, daß der Herr mit Mose sprach: Ich will dir und deinem Samen nach dir geben das Land, da du ein Fremdling innen bist, das ganze Land Kanaan zu ewiger Besitzung, ... ein Land, da Milch und Honig innen fleußet ....
Und Heinrich Heine spricht von Zuckererbsen als einem Ideal der kommenden Menschheit, „Zuckererbsen für jedermann, sobald die Schoten platzen.“
Ein Volk, dessen Ideal im Genuß von Milch, Honig und Zuckererbsen besteht, ist mit seinem Geschmack noch dicht an der Natur. Die Freude am Süßen, Milden ist dem Gaumen angeboren, das Verlangen nach Pfeffer, Hautgoût und Kohlenfäure ist pervers.
Die alten Israeliten stellten sich das Land ihrer Träume vor als ein Land, „da Milch und Honig fleußet“. Ihre Stärke lag zum Teil in dieser Unverderbtheit des Geschmacks. Ein Geschlecht von Lebemännern würde in unsern Tagen sich eher ein Land wünschen, so von Caviar, Schnepfendreck und Mumm extra dry oder gar brut, goût amérieain flösse. Aber die Gesundheit des Körpers und mit ihr die Bereitschaft zum Kampf ums Dasein, wo es auf den Endspurt geht, hängt mit dem Geschmack für natürliche Reizmittel zusammen. Ich habe Herrn Hugo Stinnes nicht gekannt, aber es sollte mich nicht wundern, wenn er zum Frühstück lieber ein Honigbrot gegessen hätte, als Sandwichs mit pikanten Pasteten.
Man braucht kein Abstinenzler und Vegetanier zu sein, um sich seine Gedanken über den Einfluß von Speise und Trank auf das Gedeihen eines Geschlechts zu machen. Ein Teil der Menschheit von heute hat sich buchstäblich wider die Natur und ihre primitivsten Lockungen empört. Es ist zumeist der männliche Teil der Menschheit. Frauen sind im allgemeinen der Milch und dem Honig näher, als den Genußmitteln, die auf den Gaumen wirken, wie Ruten, aufpeitschend, ein gastronomischer Sachermasochismus. Darum sind die Frauen, wo es auf passive, natürliche Widerstandskraft ankommt, stärker als die Männer, in deren Zellengewebe mehr tierische Fäulnisprodukte in Gestalt fäsandierter Gerichte sich festzusetzen Gelegenheit haben.
Verhehlen wir uns nicht: Die Natur läßt nicht mit sich spassen, und auf die Dauer wird die Welt sicherer erobert von Milch und Honig, als von überpfeffertem Wildpret und altem Burgunder.