„Das ist eine Welt, das heißt eine Welt!“ brummte er verächtlich vor sich hin.
„Was haben Sie an der Welt von heute auszusetzen?“
„Alles! Wenn ich bedenke, was das früher eine Lust zu leben war!“
„Gut,“ meinte ich. „Nehmen wir an, Sie wären einen halben Tag lang der Herrgott: Was würden Sie an dieser scheußlichen Welt von heute besser machen?“
„Ich! Besser machen!“ Höhnisch lachte er auf.
„Nun ja. Was würden Sie besser machen?“
„Mann, sind Sie gepickt! Besser machen? Alles würde ich besser machen, verstehen Sie, rein alles!“
„Verlieren wir uns nicht in Allgemeinheiten. Ich begreife, daß Sie, wenn Sie der Herrgott wären, zunächst ein besseres Wetter machten. Unter Ihnen käme es sicher nicht vor, daß die Trauben in der Blüte verdürben, Sie ließen jedes Jahr den herrlichsten Wein wachsen und das prachtvollste Heu für die, die keinen Wein trinken, und Obst, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen die Hülle und Fülle. Aber davon reden wir nicht. Wir reden von der Welt, insofern sie ein Werk des Menschen ist, und von dem, was an dieser Welt zu verbessern wäre. Also wo würden Sie beispielsweise Hand anlegen?“
„Ich sagte Ihnen ja, überall.“
„Aber wo zum Beispiel?“
„Zum Beispiel? ... Na ja .... ich habe darüber noch nicht nachgedacht .... aber ich meine ....“
„Würden Sie zum Beispiel die Eisenbahnen abschaffen und die Postkutschen aus Ihren Kindertagen wieder einführen?“
„Ach wo, davon ist doch keine Rede!“
„Würden Sie aufs Telephon verzichten?“
„Nein, das Telephon ist eine Errungenschaft der Jetztzeit, aber es gibt sonst ....“
„Halten Sie es für sehr schlimm, daß wir das Fliegen gelernt haben, demütigt es Sie, daß jeden Tag um 11 Uhr mit rührender Pünktlichkeit ein Postflugzeug uns überschnarcht, daß die Ärzte sich vor einer Operation gründlich die Hände waschen, daß Sie auf Paragummisohlen durchs Leben gehen können wie über schwellende Teppiche, daß wir aus unsern Minettebergen Millionen und Abermillionen herausbuddeln ....“
Hier fiel er mir eifrig in die Rede:
„Aha! Da wären wir! Glauben Sie nicht, daß die Leute im Kanten Esch glücklicher waren, als sie noch ihre Pflüge über die Äcker zogen, die heute über den eingesunkenen Stollen veröden, als noch keine Schlote in Esch, Düdelingen, Differdingen und Rümelingen rauchten?“
„Das müssen Sie die Escher fragen, und die unzähligen Luxemburger, die durch, mit, in und um die Industrie ein Vermögen verdient haben und täglich noch verdienen.“
„Geld allein macht nicht glücklich.“
„Kein Geld noch weniger. Also Sie sähen es lieber, wenn auf unserm Boden oder wenn überhaupt keine Industrie entstanden wäre, Sie möchten am liebsten über Eisen und Bronze zurück wieder in die Steinzeit gleiten.“
„Ach, mit Ihrem ewigen übertreiben. Sie verstehen doch, wie ich’s meine!“
„Wollen Sie konsequent sein, ja oder nein? Ist Ihnen die heutige Welt zu kompliziert, zu stark technisiert, gut, so drehen wir das Nad zurück. Aber wo machen Sie dann unterwegs halt? Ist Ihnen die Elektrische nicht recht, gut, so wünschen Sie die alte Pferdebahn zurück, wird Ihnen zuviel Luxus mit Hygiene getrieben, gut, zurück zur Stange unserer Urväter. Denn Sie wollen doch die Welt dadurch besser machen, daß Sie wieder zur guten alten Zeit zurückkehren!“
„Ja, Sie mögen sagen, was Sie wollen, man lebte damals doch glücklicher und zufriedener.“
„Wie alt waren Sie damals?“
„Zwanzig.“
„Ja sooooo!“