„Grade ist draußen die Feuerwehr vorbeil“ sagte mein Freund, während wir ihn zur Abend-Ucht willkommen hießen. „Es muß in Hollerich brennen.“
Es brannte nicht in Hollerich, aber in Cessingen haben die Flammen vandalisch in einem der ältesten, luxemburgischsten Bauernstammsitze gehaust.
Vielleicht wäre ohne die neue Fererwehrorganisation auch das ehrwürdige Wohnhaus mit verbrannt.
Die neue Feuerwehr hat also ihr Gutes. Zumal, wenn es gilt, Brände zu löschen.
Zur Zeit, wo Dicks sein populäres Lied von den „Kadette vun der Sprötz“ dichtete und sang, diente die Feuerwehr noch nicht ausschließlich dem Zweck, der sich in ihrem Namen ausdrückt. Sie war zwar bei der Hand, wenn es galt, auf ein hrennendes Doch zu klettern und mit Lanze und Belt und Seil Holdentaten zu verrichten, aber daneben hatte sie bei feierlichen Anlässen für den nötigen Pomp zu sorgen und verdiente den Namen Pompiers doppelt, ob man ihn von Pumpe oder Pomp herleiten wollte.
In der luxemburger Feuerwehr, die damals in allerhand Sektionen wuchs und gedieh, wirkte sich der dem Menschen innewohnende Drang zur Uniform aus. Männer gehen hin und steigen in Anzüge gleicher Form und Farbe, weil sie instinktiv empfinden Cinigkeit macht stark, aber man muß auch zeigen, daß man einig ist. Ein Mann in Uniform ist nie allein, auch wenn er vereinzelt auftritt. Er fühlt sein Räckgrat immerfort gestärkt durch sein Recht, sich auf die andern zu berufen, die die gleiche Uniform tragen. Er weiß: Wer mit mir zu nun hat, hat mit allen vom Korps, vom Regiment, von der Armes, vom ganzen Lande zu tun.
Die Uniform betont immer das Starke, Heldische im Mann, weshalb sie bei den Frauen beliebter ist, als die Zivilkluft, bei der andere, prosaischere Zwecke maßgebend sind.
Das Heldische wird hauptsächlich durch den Säbel betont. Er ist das Sinnbild der Wehrhaftiakeit. Niemand vermachte je zu verstehen, wozu ein Pompier einen Säbel braucht. Er kann keine Flamme damit ausfachen. Eigentlich wird er ja nur von den Angehörigen der Ränge getragen, die fürs Löschen nicht mehr in Betracht kommen. Er ist nur als ästhetische Ergänzung gedacht. Weil Uniform die Vorstellung Krieger weckt, und der Krieger als Attribut den Säbel nicht entbehren kann, darum wurde die Feuerwehruniform von einem bestimmten Niveau aufwärts durch den Säbel ergänzt.
Der friedfertigste Mensch, der mir in meinem Leben begegnete, war damals mein Kollepe Herr Theis aus Clausen. Wir schrieben beide in der Regierung. Werktags war er der unscheinbare Zivilist. Sonntags wurde er als Feuerwehrkommandant zum blinkenden, funkelnden Mittelpunkt seiner engeren Heimat Clausen. Werktags hing ihm sein schwarzer Schnurrbart friedlich von der Oberlippe, Sonntags durchstrotzte ihn eine martialische Initiative. Man konnte nicht umhin, Koerner zu zitieren: Du Schwert an meiner Linken. Und erst der strahlende Messinghelm! Ich siehe nicht an, zu behaupten, daß am trübsten Regentag dieser Helm imstande war, die Sonne hinter den Wolken hervorzulocken, damit sie sich in ihm spiegeln konnte.
Damals waren die Feuerwehrkommandanten etwas wie Hohepriester des prosonen Lebens, wenn es seine Feste seierte. Sie verliehen ihnen Glanz und hieratische Würde. Beim Einzug eines neuen Fürsten, bei Begräbnissen, Prozessionen, Festivalen, Fahnenweihen woren die Feuerwehrsektionen das eigentliche Tüpfel auf dem i. Sie entsprangen einem Bedürfnis der Volkspsyche, dem Bedürfnis, dem im allen Rom die Oircenses entgegenkamen.
Schade, daß der Utilitarismus der nüchternen Gegenwart für das Pathos, für die Poesie des Pompiertums kein Organ mehr hat.