Aus den Katechismus- und Bibelstunden haben wir alle mehr oder weniger deutlich allerhand Lehren und Sprüche in der Erinnerung behalten, in die sich der Inhalt einer Stimmung, einer Weisheit, einer Lehre zusammenfassen läßt.
Sehen wir näher zu, so werden wir gewahr, daß dieses Sprüche-Arsenal Waffen für jeden Fall enthält, Waffen nach rechts und Waffen nach links, je nachdem wo der Feind steht.
Man denkt daran, wenn es heute aus Millionen Federn sickert: „.... und Friede auf Erden den Menschen!“
Denn man hat es auch schon anders gehört. Man hat auch gehört: Aug um Aug, Zahn um Zahn!
Welches gilt?
Sollen die, die ein Auge und einen Zahn eingebüßt haben, das andere Auge zudrücken und sich den zweiten Hauer auch noch ausreißen lassen, damit Friede auf Erden wird? Oder sollen sie auf ihrem Schein bestehen und den Ausgleich durchsetzen?
Es ist etwas Wunderschönes um die Gerechtigkeit, aber der Friede um jeden Preis macht über die Gerechtigkeit Schwamm drüber.
Man ist versucht, den Frieden mit Ermattung gleichzusetzen, wenn man sich klar macht, wie die Kirche dazu kommt, ihr «Pax hominibus» grade in die Weihnachtssonnenwende zu verlegen. Es hat zwei Monate lang gefroren und gestürmt, man war Sturm und Frost nicht mehr gewohnt, man hat schließlich „dessen genug“. Man findet, daß genug Kohlen, Holz und Briketts verbrannt, genug Zentralheizungen und Wasserleitungen geplatzt, genug Knöchel beim Rodeln und Schlittschuhlaufen verstaucht, genug Mägen bei den Runddiners verkorkst sind, man streckt die Daumen und sagt: Laßt mir meine Ruh! Ich wollte, es wär wieder Frühling, ich wollte, es wär wieder warm und grün, ich wollte, es wär Friede! Und darum singen sie in den Kirchen vom Frieden auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind. Denn die Sonne hat den Dreh bekommen und wendet uns mählich wieder ihr Antlitz zu.
Es ist kein Wunder, daß zur Zeit eine starke Friedenssehnsucht durch die Menschheit geht. Der Kriegsfrost hat beim Auftauen - bildlich - soviel Röhren zum Platzen gebracht, daß es in der Geschäftswelt von brechenden Zimmerdecken nur so kracht. Man setzt eine Hoffnung auf den Frieden, den wirklichen, den @ten, der nicht von Papier, sondern natürlich ge@chsen ist. Und da denken Manche, es ginge in einem @fwaschen, wenn auch über den Zaun des Straf@etzbuches hinüber, der die Ehrlichen von den Spitz@ben trennt, die Taube mit dem Oelzweig im Schna@ flöge. Der Berliner „Uhu“ macht den Anfang. @ weiß von einem Hochstapler Ignaz Straßnoff, der @ den Weg in die Welt der Ehrlichen damit bereitet, @ß er die Geschichte seiner Hochstapeleien als Me@iren herausgibt. Das Ding ist gut in amerikani@em Stil erfunden, es wäre nicht übel, wenn alle @itzbuben sich dauerhaft bekehren wollten - auch @e ihre Memoiren zu schreiben, aber Amerikanismus @trägt sich schlecht mit Friedensevangelium. Sie @en drüben das alte, müde Europa gern fingen: @iede auf Erden den Menschen! Aber sie selber hal@ sich lieber an den harten Spruch: Aug um Aug, @hn um Zahn! Man tut wohl, sich mit Mißtrauen zu @ppnen, wenn aus amerikanischem Geist heraus eine @edensschalmei ertönt.