Es ist drei Uhr nachmittags, Ende Januar.
Über den Bürgersteig kommt ein Mann daher. Er sticht sich an einem Stock langsam vorwärts. Fast wie ein Blinder. Noch langsamer. Er geht beschwerlich, seine Füße tasten bei jedem Schritt nach dem Boden. Wie die eines Blinden.
Aber der Mann ist nicht blind. Er darf nicht blind sein. Er hat sogar das Amt, uns ein Licht aufzustecken. Wortwörtlich: Ein Licht, dann noch eins - - langsam, langsam - - dann noch eins - langsam, - er überquert die Straße - noch eins. Während ich ihm nachsehe, hat er schon mindestens drei Lichter angesteckt.
Er hebt eine lange Stange mit dem einen Ende hoch, nähert dies Ende dem Hahn eines Auerbrenners, und im selben Moment springt ein kleiner, grünschillernder Lichtball in die Erscheinung.
Es ist drei Uhr nachmittags. Heller Tag. Es dauert noch zirka zwei Stunden, bis es Nacht wird.
Der grüne Auerbrenner blinzelt in den hellen Tag, als täte ihm die Konkurrenz des Himmels weh. Er verträgt den hellen Glanz so wenig wie ein Eulenauge ihn verträgt. Er scheint die Passanten zu fragen. Warum muß ich mich hier vor allen Leuten blamieren? Jeder, der vorbei geht, zuckt die Achseln und sagt. Jetzt brauchen wir dich nicht, brenn, wenn es an der Zeit ist, brenn in der Nacht, aber spiel dich nicht gegen die Sonne auf! - Das tue ich nicht, bitte, ich kann nicht dafür, wenn man mich vorzeitig aus der Ruhe aufscheucht. Ich weiß, wer ich bin, es ist mir peinlich genug, mich so bloßgestellt zu sehen!
So der grünblinzelnde Auerbrenner.
Inzwischen kommt jemand hinzu, der in der Arithmetik stärker ist, als ich.
Er rechnet aus, wieviel Auerbrenner auf diese Weise tagtäglich um zwei Stunden zu früh angedreht werden. Er weiß, für wieviel Sous Gas so ein Brenner in der Stunde verzehrt. Er macht ein paar Multiplikationen und kommt zu einem Resultat, das ich vergessen habe, aber das ihn stark aufregt.
„Was ist dabei?“ sage ich mild. „Dieser alte Mann - er ist anscheinend ein lieber Mensch und ich möchte ihm eine Pfeife schenken, wenn ich wüßte, daß er raucht - dieser alte Mann ist wahrscheinlich im Dienst der Stadt so invalid geworden, daß er nur noch sehr langsam gehen kann. Die Stadt hat ihn als Laternenanzünder angestellt, um ihm Gelegenheit zu einem kleinen Verdienst zu geben.“
„Das ist schön und gut, aber der Mann verdient wahrscheinlich am Tag nicht so viel, wie das Gas kostet, das auf diese Weise unnütz verbrennt. Sie sollen ihm seinen Lohn geben und ihn durch einen schnellfüßigeren Kollegen ersetzen.“
„Dann hätte der alte Mann das Gefühl, daß ihm ein Almosen gegeben würde. Lassen Sie ihn ruhig seine Laternen anzünden, und seien Sie froh, wenn in Stadt und Staat nicht mehr Geld vergeudet wird, als in diesem Fall.“
Der Arithmetiker schüttelte den Kopf und ging weiter.
Der alte Mann hatte inzwischen wenigstens sechs Laternen angezündet.